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„Gerecht und Sünder zugleich“ lautet die Kurzformel, mit der Martin Luther die ontologische Verfasstheit des Christenmenschen brennpunktartig zusammenfasst. Ihre Bedeutung und theologische Vertretbarkeit sind jedoch nicht nur im interkonfessionellen, sondern auch im innerevangelischen Diskurs bis heute strittig.
Wird der Sünde nicht ein zu großes Gewicht beigemessen? Verführt die Formel nicht zu ethischem Quietismus? Hat sie überhaupt eine Basis in der Heiligen Schrift?
In seiner Habilitation erforscht Christe Vorkommen, Bedeutung und Stellenwert des simul iustus et peccator im Werk Martin Luthers. Zunächst wird untersucht, innerhalb welcher theologischer Themen der Reformator auf die Formel rekurriert. Anschließend werden die Begriffe iustus, peccator und simul semantisch geklärt. Abschließend fragt die Arbeit nach der exegetischen Basis von Luthers Formel und untersucht die Möglichkeit ihrer heutigen systematischen Vertretbarkeit auf dem Hintergrund des gegenwärtigen ökumenisch-theologischen Gesprächs.
Dr. Wilhelm Christe (*1959) studierte Philosophie und Katholische Theologie in Würzburg, Frankfurt a. M. und Freiburg i. Br. 2002 konvertierte er und ist seitdem evangelischer Pfarrer. 2012 habilitierte er sich in Tübingen, wo er seitdem als Privatdozent für Systematische Theologie lehrt.